1. Spieltag: Rot-Weiss Essen – Alemannia Aachen 1:2

Samstag, 03.08.2024 14:00 Uhr – Stadion an der Hafenstraße
Zuschauer: 19.200; Gäste: ca. 2.600

Aus „Es geht schon wieder los, das darf doch wohl nicht wahr sein“ wird „Wir sind wieder da, super Alemannia!“. Nach über einem Jahrzehnt Sehnsucht freut man sich in Aachen auf den Saisonstart. Die Sehnsucht nach Stadien und Szenen, die einer Bezeichnung dieser Art gerecht werden. Die Sehnsucht nach dem schier unerreichbaren Aufstieg, raus aus dieser Ansammlung von Tristesse namens Regionalliga. Die Sehnsucht nach der Therapie für die aus „vielleicht klappt es ja dieses Jahr“ resultierenden Schizophrenie. Das langersehnte Heiland Liga Drei und das Gegenmittel zum langsamen Tode durch Spielen in den Abgründen des Fußballs ist gefunden & erreicht.

Der Chef der Spielplanküche kochte uns einen Saisonauftakt beim Rivalen RWE an der Hafenstraße. Sicherlich für den neutralen Zuschauer der Kracher an Spieltag Eins. Nach elf Jahren hätten wir uns dann doch zu Beginn mehr auf den südlichen Raum oder auf den Osten gefreut.

Aber so sei es. Nach zwei Jahren seit dem letzten Aufeinandertreffen sieht man sich also wieder. Wie damals von uns angekündigt. Nur, dass wir den Weg aus eigener Kraft über ein Aufstiegsmärchen schafften, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Während die Essener sich ihren Aufstieg von ihrem Sugardaddy in Form eines Darlehens als Finanzspritze und Rückhalt erkauften. Trotzdem schloss RWE das Geschäftsjahr 2022 mit einem Minus von 3,6 Millionen in der Kasse ab. Neben der Nutzung des Aufstiegsdarlehens zur Schließung der Etatlücke zahlte Peljhan auch das Loch, das durch den insolvent gegangenen Hauptsponsor entstanden war. Und aus der angeblichen Hintergrundfigur wurde dann auch noch eine Peljhan-Amtszeit im Aufsichtsrat (2019-2022) sowie als Finanzchef (2023-2024). Die Geschichte wollen wahrscheinlich nicht einmal Essener Enkel hören…

Wieder zurück zum Spieltag. Insgesamt besetzten ca. 2.600 Aachener den Essener Gästeblock, der Großteil davon folgte unserem Aufruf, brachte das Streckennetz der Deutschen Bahn ins Schwitzen und reiste per Öffis in den Pott. Der Gästeblock startete gut ins Spiel. Vor allem für einen Auftritt nach der Sommerpause ist der Auftritt mehr als akzeptabel. Beflügelt vom Spiel unserer Mannschaft, die sich in der ersten Hälfte ein ausgeglichenes Spiel mit RWE lieferte. Nach dem ersten Tor durch Heinz und der Führung im Westschlager drehte der Gästeblock ordentlich am Rad. Durch den Gegentreffer wurde die Stimmung unnötig gedämpft. Dieser Durchhänger zog sich auch bis auf den Anfang der zweiten Hälfte, bis der Anhang die Hafenstraße wieder für sich behaupten konnte. Insbesondere nach der erneuten Führung übernahm der schwarz-gelbe Gästeblock zunehmend das rot-weisse Rund und bot der Mannschaft den nötigen Rückhalt für die Verteidigung der Führung. Bis auf einen haarscharfen Pfostenschuss ans Gebälk von Marcel Johnen sowie einem Schuss in seine Arme passierte nichts mehr.
In den Schlussminuten sowie nach dem Spiel machte sich die pure Erleichterung sowie die mit dem Spiel verbundene Emotionalität und völlige Entladung der aufgestauten Energie, gepaart mit ewig gewachsener Euphorie, mehr als deutlich. Ein jubelnder Haufen Öcher nimmt die Hafenstraße auseinander, dass selbst die Stadion-Soundanlage den Kürzeren zieht. Insgesamt bemerkenswert ist die hohe Mitmachquote, die sich an diesem Samstagnachmittag durch den schwarz-gelben Anhang zog, egal ob Steher oder Sitzer, und uns in unserer Arbeit über die letzten Jahre bestätigt.
Das, liebe Drittliga-Fußballfreunde, ist der schlafende Riese, der wieder zum Leben erweckt wurde. 

Vandalz startete ins Spiel mit einem Doppelhalter-Intro. Dabei geriet die Aufmerksamkeit weniger auf die optische Aktion, mehr auf das schwarz-gelbe Zaundekor, welches einen Mix aus frei verkäuflichen Szene- und Fanshopartikeln bestand. Der Auftritt der Westtribüne ist als durchwachsen zu bezeichnen. Zwar gab es vereinzelt laute Momente, primär dann, als der Haufen es schaffte, das gesamte Stadion mitzureißen. Während der Gästeblock-Spitzen ließ man sich das eigene Stadion aus der Hand nehmen. 

Am nächsten Samstag geht es dann ins erste Heimspiel. Beim Gegner SC Verl denkt man wieder an Regionalliga und Trommelverbot aufgrund Rentner-Ruhestörung. Aber man trifft auch auf einen Verein, der es ebenfalls geschafft hat, sich in der dritten Liga zu etablieren. Mal schauen, wie voll das schwarz-gelbe Rund an diesem Tag wird und welchen Effekt das RWE-Fest auf die Zuschauer hat. Die Euphorie scheint jedenfalls ungebrochen. 

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