21. Spieltag: Alemannia Aachen – Rot-Weiß Oberhausen 3:1
Samstag, 10.02.2024 14:00 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 22.700; Gäste: ca. 700
Der Fußball schreibt immer noch die besten Geschichten. Am 4. Spieltag dieser Saison gerieten wir im Stadion Niederrhein gegen entfesselt aufspielende Oberhausener hart unter die Räder. Nach 45 Minuten stand es bereits 0:4. Es war das vorübergehende Ende schwarz-gelber Aufstiegsträume und das endgültige von Helge Hohl. Nun, exakt eine Halbserie später könnten die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein. Oberhausen feuerte seinen in der Fanszene kritisch beäugten Trainer aufgrund verfehlter Saisonziele und insbesondere dem Druck der Szene. Und wir haben nicht zuletzt dank Heiner Backhaus all unsere Aufstiegsträume wieder sorgfältig in den Koffer zurückgepackt und befinden uns als frischgebackener Spitzenreiter zielstrebiger denn je auf der Reise Richtung Liga 3. Mehr Dramaturgie und bessere Vorzeichen, die Rechnung aus dem Hinspiel mit einer ordentlichen „Back“-Pfeife (…Puh war der schlecht) zu begleichen, gehen fast nicht.
In das Spiel selbst startete die Werner-Fuchs-Tribüne mit einem ordentlichen Brett in Form einer Kaiser-Karl-Choreo der Karlsbande, untermalt von gelbem Rauch und einer in lateinisch formulierten Hymne aus dem Mittelalter auf Karl den Großen. Die Schleife an ohnehin schon außerordentliche Rahmenbedingungen gegeben durch Spitzenspiel und 22.700 Zuschauern.
Unsere Jungs im Karnevalstrikot (unsere Meinung dazu im aktuellen Spieltagsflyer) starteten mit der breiten Brust eines Tabellenführers. Von Sekunde eins an dominierten sie das Spiel und zwangen den Gegner zu Fehlern. Garniert mit etwas Hacke, Spitze und teilweise sogar eins, zwei, drei sieht das mittlerweile richtig nach Fußball aus, was uns auf´m Tivoli geboten wird. Und das wurde bereits nach sechs Minuten durch Winter belohnt. Anschließend zogen sich unsere Jungs allerdings mehr und mehr zurück und der Ausgleich lag in der Luft. Doch Heinz hatte einmal mehr per Freistoß etwas dagegen und stellte psychologisch günstig kurz vor der Pause auf 2:0. Das kennen wir irgendwie anders. Vor allem, weil Heinz kurz nach der Pause den nächsten Oberhausener Bock gedankenschnell zum wohltuenden 3:0 nutzte. Anschließend brannte nicht mehr viel an …. bis Johnen Mitleid mit den glücklosen Kleeblättern zeigte und sich die Kugel kurz vor Schluss gefühlt selbst reinlegte. Der waschechte Alemanne in uns sah vor seinem geistigen Auge schon eine weitere drei auf der Anzeigetafel aufleuchten. Doch es brannte nichts mehr an. Ist das noch unsere Alemannia?! So dürfen wir tatsächlich weiter träumen.
Schwarz und gelb auf den Rängen agierte an diesem wichtigen Spieltag ähnlich souverän und mit einer über die gesamte Strecke guten Lautstärke. Gerade wenn wir es schafften, die ganze Tribüne oder sogar das ganze Stadion mitzunehmen, wurde es angemessen laut. Dennoch fehlte es uns über die gesamte Partie an dem unbedingten Willen, diese Schweineliga nach über einem Jahrzehnt endlich zu verlassen. Die Bedingungen waren nie so gut, wenn nicht jetzt wann dann?! Da muss sich ein jeder Öcher die Lunge aus dem Halse brettern und jeden, der sich unserem Kasten und damit unserem großen Traum nähert, niederbrüllen. WIR sind der große Unterschied in dieser Liga und den muss jeder Gegner zu jeder Sekunde lautstark zu spüren bekommen. Die Zeit ist reif und wir haben unseren Teil dazu beizutragen.
Was Oberhausen im Gästeblock veranstaltete, war mal wieder eine Wohltat für unsere Augen. Gut positioniert hinter den Semper Fidelis und Rebellion Fahnen lieferten sie mit gutem Fahneneinsatz und stetiger Aktivität trotz des ungünstigen Spielverlaufs einen optisch überzeugenden Auftritt ab. Dahinter ragte allerdings stetig ein metaphorischer Gigant namens ABER heraus. Denn wenn man sich von ein paar inzestuösen Dorfnasen aus dem Großraum Wuppertal beleidigen lassen muss und das dann auch noch völlig zu Recht, dann hat der eigene Frosch schon lange keine Locken mehr. Die sind spätestens irgendwo zwischen Kölner Südwesten und dem Drecksloch an der Emscher verloren gegangen. Über den kurz aufgeflammten Ultra-Trend des „Fahnen vom Zaun reißen“ kann man sicherlich kontrovers diskutieren. Doch wer beim Schönreden des „Ei, da sind wir wieder. Tralalala“ genauso einen blutleeren Eiertanz abliefert, wie beim Verfolgen der Kölner Fahnenläufer, darf sich über die Häme besagter Dorfvereine nicht wundern. Und wer dann im Hinspiel gegen uns nicht beschämt auf der Mädchentoilette sitzt, sondern sich eingeölt mit unserem modifizierten Gruppenkopf im Gästeblock wälzt, der schreit insgeheim nach Hilfe. Und ungefragte Ratschläge sind quasi unsere Kernkompetenz, auch bei der Traumatabewältigung. Für die Phasen der Stabilisierung und Konfrontation beauftragten wir Rebellion die zwei einzigen selbstreflektierten Mitglieder von SFOB kritisch zu interviewen und verteilten das papiergewordene Ergebnis kurz nach Stadionöffnung im Gästeblock. Da übereifrige Ordner vor dem Gros der Oberhausener der Flyer habhaft wurden, schmissen wir einen weiteren Stapel einfach plump während des Spiels über den Zaun. Die letzte Phase der Integration, also die Einordnung des Erlebten in die persönliche Lebensgeschichte, erfolgte dann via Spruchbänder. Wir erinnerten sie daran, dass das fast schon neurotische Erinnern an verpasste Chancen weder diese Chancen zurückholt noch zur Kompensation eklatanten Versagens beiträgt. Und als hätten wir eine Bestätigung unserer Diagnose bestellt, tapezierten sie den Gästeblock mit ihrer Zwangsneurose. Wir hingegen schlugen einen Ausweg vor und präsentierten eine „Semper Fahnenlos“-Fahne im Stile des in Köln befindlichen Exemplars. Eine Gruppe namens „Stets Fahnenlos“ braucht sich schließlich bei einem möglichen Verlust keine Gedanken mehr über Konsequenzen zu machen. Und so schlossen wir das Kapitel „Ultra“ in Oberhausen mit den Worten „Wir sagen Au revoir zu Fidelis“. War schön mit euch.
Bereits am Mittwoch wartet bereits der nächste Kracher, im Pokal geht es gegen Drittligist Viktoria Köln. Ein guter Zeitpunkt, um zu zeigen, dass wir reif sind für diese Liga. DFB-Pokal und dritte Liga in der nächsten Saison, lassen wir es wahr werden!
Die Bilder des Spieltags sind hier zu finden. Der aktuelle „Uus de Lamäng“ Spieltagsflyer ist hier zu finden.