27. Spieltag: Rot-Weiss Essen – Alemannia Aachen 1:2
Freitag, 31.03.2017 19:30 Uhr – Stadion Essen
Zuschauer: 10.157; Gäste: ca. 1200
Auswärtsspiel bei Rot-Weiss Essen, normalerweise ist dieses Spiel das bestimmende Thema in den Tagen vorher, aber aufgrund der erneuten Insolvenz unserer Alemannia rückte das Spiel in den Gedanken etwas in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz bietet ein Aufeinandertreffen mit den Essenern eine willkommene Ablenkung von den Themen Insolvenz und Investoren, obwohl diese Themen auch bei diesem Spieltag weiterhin präsent waren.
Unsere Gruppe trat den Weg zum alten Westschlager mit der gleichen Busgröße wie auch bei anderen Ligaspielen an. Nach einer ereignislosen Fahrt und einer frühzeitigen Ankunft am Stadion konnten wir erfreulicherweise feststellen, dass der Essener Ordnungsdienst an einem entspannten Arbeitstag interessiert war und der Einlass ohne Probleme verlief. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die Musikauswahl an der Hafenstrasse, anstelle des üblichen Popmusik Einheitsbreis lief fast ausschließlich Musik mit Vereinsbezug, eine Praxis an der sich unser Verein mal ein Beispiel nehmen könnte.
Der Gästeblock startete mit einer gelungenen Choreo der Karlsbande, die die Verbundenheit zu unserer Heimatstadt Aachen thematisierte. Anschließend hing die ersten 19 Minuten eine „Wir sind Alemannia Aachen“ Fahne der gesamten Fanszene vor dem Gästeblock, die eine Antwort auf den ganzen Mist der vergangenen Wochen darstellte. Nicht irgendwelche unfähigen Funktionäre die den Karren in den Dreck fahren und dann anderen die Schuld geben, nicht ein völlig wahnsinniger Geschäftsführer, der in einer angespannten Finanzlage lieber seine ganze Kraft in die Bekämpfung der eigenen Fans steckt, nicht irgendwelche Investoren, die sich einen Dreck für Alemannia interessieren, nein, wir Fans sind Alemannia! Solange wir da sind, wird dieser Verein nicht untergehen.
Interessant zu beobachten ist, dass auf einmal wieder auf der Vereinshomepage Bilder von den Fans und besagtem „Wir sind Alemannia Aachen“-Banner hochgeladen werden. Kritisiert das Präsidium noch vor ein paar Tagen die Fans und macht diese für die erneute Insolvenz verantwortlich, wird sich nun mit ihnen gebrüstet. Eine Doppelmoral, wie sie im Buche steht. Dass nun überhaupt wieder Bilder von den Fans veröffentlicht werden, scheint wohl daran zu liegen, dass unser lieber Geschäftsführer nichts mehr zu sagen hat. Dieser hatte nämlich immer akribisch darauf geachtet, bloß keine Bilder von uns zu machen.
Die mitgereisten Öcher starteten motiviert in die Partie, ließen dann aber im Laufe der ersten Halbzeit phasenweise stark nach. Dies lag vor allem an der Mitmachquote, viel zu oft beschränkte sich der aktive Teil des Gästeblocks lediglich auf die unteren Reihen des Blockes um die Ultragruppierungen herum. Der Rest des Blockes beteiligte sich meist nur an den Gesängen, wenn diese sich gegen die Rot Weißen richteten. Es wäre wünschenswert, wenn der ein oder andere Aachener in Zukunft genauso viel Begeisterung für den Support des eigenen Vereins entwickeln würde, wie für das Pöbeln gegen den Gegner. Ansonsten wussten die Liedauswahl und die Länge der Lieder zu überzeugen. In der zweiten Halbzeit konnte der Block die Lautstärke mäßig steigern. Gerade die emotionalen letzten Minuten werden den Alemannen als eines der wenigen Highlights dieser Saison in Erinnerung bleiben. In Puncto Fahneneinsatz glänzte der Gästeblock wieder einmal über die vollen 90 Minuten und gab so in der gesamten Breite ein geiles Bild ab. Gerade bei solchen Spielen kann man gut sehen, wieviel sich in Aachen in den letzten Jahren gewandelt hat.
Per Spruchband schickte unsere Gruppe eine Botschaft an das Präsidiumsmitglied Tim Hammer, der auf einer Pressekonferenz noch einmal die Schuld für die Insolvenz den „Hardcore-Fans“ zuschob. (Unsere Stellungnahme dazu findet ihr hier) Die Karlsbande zeigte zwei Solidaritätsspruchbänder für die befreundeten Ultras von Roda Kerkrade und ein krankes Mitglied der Fanszene von Hammarby IF.
Die Heimkurve rund um Rude Fans und Vandalz legte einen soliden Auftritt hin, akustisch waren sie einige Male zu vernehmen. Eine starke Lautstärke konnte aber meist nur bei den Wechselgesängen mit den anderen Tribünen erreicht werden. Auch stieg der Rest der Westtribüne nur sehr selten in die Gesänge der Ultraszene ein, die größtenteils der einzige Aktivposten war. Optisch gab die Westtribüne ein eher maues Bild ab, aber in Essen hat man ja eh andere Vorstellungen in Sachen optischer Support.
Die Mannschaft bewies wieder einmal Charakter und zeigte genau die richtige Reaktion auf die Insolvenz und legte eine beeindruckende kämpferische Leistung hin. In einem sehr ausgeglichenen Spiel ging die Alemannia kurz nach der Pause durch ein Tor von Gödde in Führung. Nach dem kurz darauf folgenden Ausgleich der Essener sah es lange nach einer Punkteteilung aus, jedoch konnte Propheter kurz vor Schluss einen Foulelfmeter zum 2:1 Sieg verwandeln. Die Tatsache, dass die Spieler bei jedem Torjubel, sowie vor und nach den Spielen den Kontakt zur Kurve suchten, ist eine sehr schöne Sache und spricht für den Charakter der Mannschaft.
Am nächsten Dienstag geht es dann mit der üblichen Regionalliga Tristesse weiter, wenn die Zwote von Fortuna Düsseldorf zu Gast ist.