31. Spieltag: Alemannia Aachen – 1. FC Bocholt 1:2
Samstag, 27.04.2024 14:00 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 31.034; Gäste: ca. 920
Freitag, der 26. April 2024. 21.24 Uhr. Schlusspfiff in Köln. Fortuna gewinnt mit 2:1 gegen den Wuppertaler SV. Jubelschreie schallen durch Aachen bis spät in die Nacht. Autokorsos ziehen hupend durch die Stadt. Am Himmel leuchten die Resultate allerlei Kellerfunde an pyrotechnischen Gegenständen. Menschen tanzen und liegen sich jubelnd und weinend in den Armen. Aufstiegszigarren loderten und Korken knallten. Die Wuppertaler Niederlage bedeutet das Ende der elfjährigen Leidenszeit. Der Matchball in diesem langen, kräftezehrenden Spiel verwandelte der Gegner selbst und ließ die Kaiserstadt explodieren wie seit 20 Jahren nicht mehr. Alemannia Aachen ist wieder da! Zurück im Profifußball! Endlich.
Wir starten heute verständlicherweise mit dem Abend vor dem Spiel. In dem nicht nur die Fans die Stadt abrissen und feierten. Aufstiegstrainer Heiner Backhaus änderte alle Pläne von Ruhe und Professionalität in völlige Ekstase. Erst feierten wir mit der Mannschaft am/auf dem Tivoli-Balkon mit Fackeln und Gesängen. Bei einem vorherigen Gespräch war Coach Heiner schon scharf auf einen älteren Fanshop-Hoodie. Wir hielten die Abmachung “Tausche Pulli gegen Aufstieg” ein, trieben ihn auf und überreichten ihn als Andenken und Belohnung. Danach ging es gemeinsam durch die Hintertür ins Café Madrid, wo sich zusammen mit dem Krau bis ins Morgengrauen das ein oder andere Kaltgetränk genehmigt wurde. Dabei entpuppte sich der Trainer als größtes Feierbiest, welcher als einer der letzten in den Morgenstunden den Schlüssel rumdrehte.
Mit wenig Schlaf und Restpromille im vom Endorphin-gefluteten Körper ging es auch für uns in diesen Spieltag, welcher über Nacht jegliche sportliche Wichtigkeit verlor und die Feierlichkeiten fortsetzen sollte. Das meistbesuchteste Regionalliga-Spiel aller Zeiten, indem die Alemannia damit ihren eigenen Zuschauerrekord einstellte, begann mit einer Choreo der Karlsbande. Diese gliederte sich in das Motto aus Paderborn ein und bestand aus einer schwarz-gelben Alemannia Zaunfahne sowie dem Zitat aus Matthias Reims Hit: “Du bist mein ganzes Herz. Du bist mein Reim auf Schmerz”. Ergänzt wurde das Bild mit Konfettirollen über die gesamte Süd.
Der Tivoli begann vor der Partie bereits mit einem Vorspiel, welches durch Mark und Bein ging. Alle anwesenden 31.034 Fans hielten die Schals in die Höhe und ließen You’ll never walk alleng über die Ränge durch die gesamte Stadt schallen. Grundlegend war die Lautstärke an diesem Nachmittag sehr gut. Über einige Teile des Spiels gelang es, das gesamte Rund mitzunehmen und mehr als 30.000 Aachener zum Stehen und Singen zu bewegen. Jedem einzelnen war die Erleichterung und das unglaubliche Glücksgefühl anzumerken. Bei den allseits bekannten Saisonklassikern bebte der Stahlbeton. Bemerkenswerterweise gelang es in diesem Spiel, unmittelbar nach dem 0:1 Rückstand, einfach weiterzumachen und sogar noch eine Schippe draufzulegen. Das gesamte Stadion stand, als hätte man gerade selbst das Spielgerät in die Maschen gekloppt.
Während des gesamten Spiels hatten einige Seenotfackeln und Shooter ihre Sternstunde, begleitet von Rauchtöpfen. Leider hatten ein paar vereinzelte Idioten Böller mitgebracht und kamen auf keine bessere Idee, diese aufs Feld zu werfen oder im Block hochgehen zu lassen. Dem boten wir umgehend Einhalt.
Zum Sportlichen halten wir uns kurz: Die Serie der gewonnenen Spiele ist dahin – scheißegal. Dieser Tag gehört nur Alemannia Aachen.
Schon vor dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. Mit diesem gingen die Tore auf, alle Dämme brachen endgültig und die Zuschauerschaft erstürmte zum ersten Mal in der Geschichte das Spielfeld des neuen Tivoli. Eckfahnen, Rasen, Tornetze und die Tore selbst wechselten stückchenweise ihre Besitzer. Begleitet von Feuerwerkskörpern und Rauch sowie einigen Bierduschen wurde schließlich knapp eine Stunde auf dem Feld gefeiert, bis sich der Wahnsinnstrupp weiter gen Innenstadt absetzte. Dort riss dieser bis spät in den Sonntagmorgen hinein die Stadt ab und ließ den Himmel schwarz-gelb leuchten.
Jetzt steht es also fest. Uneinholbar ist der Aachener Turn- und Sportverein Alemannia 1900 e. V. der Aufsteiger aus der Regionalliga West in Liga 3. Die Abenteuer Wegberg-Beeck, Kaan-Marienborn und Straelen sind also vorerst vorbei und das hoffentlich für immer. Das Navigationsgerät weist ab Sommer wieder den Weg zu 1860 München, Dynamo Dresden oder Erzgebirge Aue.
Alemannia Hurra, wir sind wieder da!
Die Bilder des Spieltags sind hier zu finden. Der aktuelle „Uus de Lamäng“ Spieltagsflyer ist hier zu finden.