24. Spieltag: Alemannia Aachen – Wuppertaler SV 0:1
Samstag, 09.03.2019 14:00 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 5.200; Gäste: ca. 290
Die folgenden Worte mussten wir leider schon oft wählen, sie sind fast ein Zeugnis der Tristesse in dieser Bumsliga. Denn bei einem Spiel reicht schon die Tatsache, dass wir mal nicht 90 Minuten lang dem Grau des Gästeblocks ausgesetzt sind, um das Prädikat „Highlight“ verliehen zu bekommen. Dass daran auch nicht der zu erwartende Boykott des aktiven Teils der Wuppertaler Fanszene etwas änderte, zeigt eindrucksvoll das Ausmaß der Trostlosigkeit dieser fanszenenarmen Liga. Gleiches dachte sich wohl auch die örtliche Bullerei und erklärte diesen Regionalligakick mit etwa 300 Gästen kurzerhand zum Hochsicherheitsspiel. Diese Entscheidung kann man wohl irgendwo zwischen Langeweile und Bullenhumor einordnen.
Insgesamt lockte das „Highlight“ angeblich 5.200 Zuschauer auf den Tivoli. Diese waren zusätzlich mit der Hoffnung ausgestattet, dass unsere Alemannia im Jahr 2019 die guten Ergebnisse Auswärts endlich auch zu Hause auf den Rasen zaubert. Und die Partie sollte auch sehr verheißungsvoll beginnen. Unsere Jungs starteten sehr druckvoll und erhielten zusätzlichen Rückenwind durch eine frühe rote Karte für Wuppertal aufgrund einer Notbremse. Dies ermöglichte zusätzliche Räume und ließ den Führungstreffer nur noch eine Frage der Zeit werden. Doch in der 27. kam es dann – Achtung Phrase – wie es kommen musste. Wenn du die Dinger vorne nicht reinmachst… Freistoß, Kopfball, Leck mich am Arsch!
Was dann folgte hat das Potential in die Vereinsgeschichte einzugehen. Exakt 87 Mal hatten die Typen in hässlicher Farbkombination eine Nahtoderfahrung. Immer wieder kippten sie plötzlich um und kämpften sichtbar um ihr Leben. Die plausibelste Erklärung für dieses beinahe Massensterben kann nur sein, dass ihnen in diesen Momenten immer wieder bewusst wurde, für was für einen Verein sie da spielen. Nur mit viel Glück konnten sie immer wieder reanimiert werden. Bis auf einmal bürgerkriegsähnliche Zustände ausbrachen, die das Stadion in einen schrecklichen Ort verwandelten (wenn hier Kinder mitlesen sollten, springt bitte zu eurem eigenen Schutz zum nächsten Absatz). Einige Alemannen hatten sich zu der ungeheuerlichen Tat hinreißen lassen, sich in die erste Reihe des Sitzplatzbereichs zu begeben, um ihren Unmut über die hohe (Beinahe)-Sterblichkeit der Wuppis kundzutun. Zudem wurden einige Spieler nicht von Gegenständen getroffen. Selbst die größten Optimisten unter den Anwesenden glaubten nicht mehr daran, dass die Wuppertaler Spieler dem Tod ein weiteres Mal von der Schippe springen und dieses Stadion lebend verlassen konnten. Folgerichtig unterbrach der Schiri diese Hölle auf Erden. Dass die Medien anschließend sogar von einem versuchten Platzsturm sprechen werden, ist angesichts dieser Bilder völlig nachvollziehbar und liegt nicht an einer ekelhaften Sensationsgier auf Kosten anderer.
Zwischen diesen 87 beinahe Todesfällen wurde auch tatsächlich noch Fußball gespielt. Allerdings nur von einer Mannschaft. Immer wieder trieben die Schwarz-Gelben den Ball Richtung Tor und erspielten sich Chance um Chance. Doch das Runde wollte einfach nicht ins Eckige. Immer wieder konnte einer der Totgeweihten noch ein Körperteil dazwischen bekommen. Und so gewann am Ende die Mannschaft, die bis heute nicht weiß warum.
Die Stimmung war in der ersten Halbzeit ganz solide, aber nicht wirklich überzeugend. Dafür fehlte es einfach an Motivation und einer hohen Mitmachqoute. Die zweite Halbzeit brachte angesichts der Ereignisse eine gehörige Portion Emotionen und Hass auf die Tribüne, die mit jedem weiteren auf dem Boden liegenden Wuppertaler und jeder weiteren verpassten Chance stieg. Leider schafften wir es zu keinem Zeitpunkt diese Emotionen und diesen Hass in eine brachiale Lautstärke zu transformieren. Anstatt mit diesem elektrisierten Stadion den sterbenden Spielern mittels Schallwellen Herzdruckmassagen zu verpassen, plätscherte die Stimmung eher neben dem Geschehen her. Hier hätten wir erheblich mehr rausholen müssen.
Nachdem der aktive Teil der Wuppertaler Fanszene bereits im Hinspiel gegen einige Repressionen protestierte, boykottierten sie dieses Spiel, wie eingangs erwähnt, ganz. Der Protest richtete sich gegen Polizei und Verein aufgrund zahlreicher SVs auf Verdacht. Dazu positionierten sie sich im Stadion hinter einem Banner mit entsprechender Botschaft. Im Gepäck hatten sie zudem ein Spruchband gegen den Sportvorstand Manuel Bölstler. Ansonsten fielen sie nur durch eine Handvoll Schlachtrufe auf. Naja, immernoch besser als Kaan Marienborn. Dieser unbedeutende Dorvferein aus dem Raum Siegen ist anstelle des örtlichen Traditionsvereins unser nächster Gegner. Letzterer versauert dafür in der 5. Liga. Traurige Entwicklung…
Die Bilder des Spieltags sind hier zu finden.