28. Spieltag: Alemannia Aachen – Rot-Weiss Essen 2:0
Samstag, 06.04.2019 14:00 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 9.000; Gäste: ca. 700
Alemannia Aachen – Rot-Weiss Essen. Das bedeutet viel Tradition und große Spiele. Große Spiele wie das Pokalfinale 1953, oder das Rekordspiel 2015. Das bedeutet das Aufeinandertreffen zweier Vereine, die den deutschen Fußball mitgeprägt haben. Das bedeutet zwei stolze Fanszenen mit großer Geschichte, deren Liebe unabhängig von sportlichen Erfolgen ist. Zwei Clubs, die in der sportlichen Bedeutungslosigkeit gegen die Verlockungen kämpfen, den schnellen Erfolg mit dem Verkauf der eigenen Seele zu erzwingen. Bis jetzt zumindest, denn die Meldungen mehren sich, dass sich der Essener Verein mit einem Investor geeinigt hat und seine bisherige Inkompetenz, die hohen Budgets der vergangen Spielzeiten in sportliche Erfolge zu transformieren, mit viel Geld kompensieren will.
Der Deal soll fannah daherkommen, bleibt aber eine Auslieferung an einen einzigen Menschen. Die noch rudimentären Meldungen behaupten, dass der Investor (der den Fans tatsächlich als Fan präsentiert wird), Essen einen niedrigen Millionenbetrag pro Saison zur Verfügung stellt. Dieses Geld ist allerdings nicht geschenkt (wie es ein echter Fan tun würde) und er will es nicht nur wieder haben, er will sich selbst auch noch als strategischen Partner im Verein installieren. Denn schließlich hat die Fußballwelt auf einen Kerl gewartet, der weiß wie man gute Pullover herstellt. Das Geld soll mittels Einnahmen zurückgezahlt werden, die den Erwartungswert überschreiten. Über die Höhe des Zinssatzes gibt es keine Informationen. Diese Meldungen lassen zwei Optionen zu. Ist die jährliche Rückzahlung sehr niedrig, hat er sich auch ohne den Kauf von Stimmanteilen für einen sehr langen Zeitraum in den Verein eingekauft bzw. dieser sich ihm ausgeliefert. Ist die zu erwartende Rückzahlung sehr hoch, ist es nichts anderes, als eine riskante Wette auf Erfolg. Bleibt dieser aus, muss das jetzige Budget nach der letzten Überweisung des Investors nochmal deutlich reduziert werden. Ob man sich wirklich einem einzelnen Typen mit Geltungsdrang ausliefern will, sollte aus unserer Sicht so oder so gut überlegt sein und mindestens kritisch hinterfragt werden. Dass aus der Essener Fanszene bisher kaum hörbarer Protest oder kritische Argumente gegen diesen Investor zu vernehmen sind, zeigt welch Geistes Kind diese leider mittlerweile ist.
Das Spiel selbst startete unter würdigen Bedingungen mit erfreulich hoher Zuschauerzahl und einer feinen Choreo der Karlsbande, die die Blöcke S3 und S4 komplett bedeckte. In dieser Liga sind solche Dimensionen nicht leicht zu erreichen und bedürfen auch in Zukunft der finanziellen Unterstützung der gesamten Fanszene.
Die Mannschaft band diesem Start noch ein Schleifchen um und markierte bereits nach 2 Minuten den Führungstreffer. Danach zeigte sie weiterhin druckvollen Fußball und ließ Essen kaum Luft zum Atmen. Folgerichtig fiel nach einer guten halben Stunde das 2:0, das aufgrund von ungefährlichen Essenern letztlich auch den Endstand bedeutete. Ein insgesamt erstaunlich hochverdienter Sieg.
Die Stimmung lässt sich leider nicht so positiv beschreiben, trotz der – oder wahrscheinlich auch wegen der gut gefüllten Tribüne. Die Mitmachquote war dürftig und die Lautstärke passte größtenteils schlicht nicht zur Zuschauerzahl. Bezeichnend dafür war, dass Lieder gegen Essen ausnahmslos eine deutlich höhere Lautstärke erreichten, als die für Aachen. Allerdings darf dies für uns nicht als Ausrede dafür herhalten, konnten wir doch schon mit weitaus weniger Zuschauern deutlich stärkere Lautstärken erreichen. So war nach dem 2:0 schon einiges an Luft raus. Und auch wenn es insgesamt keine schlechte Leistung von uns war, wird sie sicherlich nicht groß in Erinnerung bleiben.
Die aktive Essener Fanszene erschien erst nach unserem Führungstreffer, sodass es zunächst so aussah, als könnte man auch innerhalb des Stadions kaum Essener antreffen. Da die Bullen anscheinend wieder meinten, bei solchen Spielen den Harten zu markieren, hängten sie ihre Zaunfahnen Kopfüber an den Zaun. Nachdem sie im Block erstmal den Rückstand verdauen mussten, zogen sie sich die nächsten 30 Minuten staunend Aachener Powerplay rein. Dass sie dabei den Support vergaßen, merkten sie anschließend dann anscheinend auch selber, weshalb sie sich mittels standesgemäß selbstkritischer Wortwahl mit einem „Warum seid ihr Huren so leise“ selbst motivierten. Uns konnten sie nicht gemeint haben, denn wenigstens die Evergreens des Schmähgesangs-ABC, bei denen dann auch der Pöbeljosef an der Pissrinne noch mit einstimmte, sollten sie bei ihrer Langeweile gestört haben. Dank sinnlosem Materialverbot gab der Block leider auch optisch wenig her. Abgerundet wurde dieser schlechte Auftritt durch die immer geringer werdende Anzahl Mitgereister.
Nach etwa 70 Minuten zeigten wir ein Spruchband zur oben beschriebenen Investorthematik in Essen und verknüpften es mit einer Antwort auf ein Essener Spruchband aus dem Hinspiel. Mit dieser nahmen wir unseren Bildungsauftrag für die Essener Ultraszene wahr, denn wenn schon der große Platzhirsch über eine ausgeprägte Lese-Rechtschreib-Schwäche verfügt, wie ist es dann um den Rest bestellt. So kamen wir nicht umhin, ihnen auf dem Zeugnis die bekannte Schulnote „Hurensöhne“ zu geben. Beim anschließenden Stress mit den Bullen zeigten die Essener dann eindrucksvoll, dass sie ohne ihre strategischen Partner keine Lösungen anbieten können, die weit über einpacken und abhauen hinausgehen.
Schon am Dienstag steht das Nachholspiel gegen einen Dorfverein aus dem Raum Siegen an. Da wir hierzu schon einen Ausblick geschrieben haben, sparen wir uns an dieser Stelle weitere Worte.
Die Bilder des Spieltags sind hier zu finden.