7. Spieltag: SG Wattenscheid 09 – Alemannia Aachen 1:2

Sonntag, 04.09.2022 14:00 Uhr – Lohrheidestadion
Zuschauer: 1.536; Gäste: ca. 700

Wieder kein Spiel am Samstag. Dafür aber eine Rückkehr zum Bochumer-Stadtteil Wattenscheid. Zwei Jahre nach Insolvenz, Rückzug aus Liga vier, Auflösungsgerüchten und einem weiteren Beispiel für “Wie richtet ein Investor / Mäzen / Suggardaddy einen Verein zu Grunde?” ist die SG Wattenscheid 09 wieder dabei und die Lohrheide richtet das Traditionsduell bei strahlendem Sonnenschein aus. Es sollte der erste Auswärtsdreier gelingen. Intern liefen schon Wetten, ob wir denn dieses Mal das Spiel im Stadion besuchen. Denn bekanntermaßen waren die letzten beiden Fahrten zu den Aufeinandertreffen eher übersät von Knüppeln und Spürhunden und einem zum Tourette-Syndrom neigenden Einsatzleiter der Polizei Bochum.

Im Vorfeld der Partie bemühten sich der Verein und die Fanbetreuung um Vermeidung von erneuten Angstzuständen beim Einsatzleiter, indem man bei der Landesregierung bzw. Innenministerium zu seinem eigenen Wohl einen Ersatz anfragte. Das sorgte für Aufsehen, sodass der Einsatzleiter zwar blieb, sein Boss aber ebenfalls mit von der Partie war. Die Anfahrt & Ankunft war so erstaunlicherweise ohne besondere Vorkommnisse, sodass wir zügig und unproblematisch das Stadion betraten und dort auch verweilen durften.

Der Ultrahaufen versammelte sich zwar wie gewohnt auf dem Sitzer, jedoch diesmal im unteren Bereich, was sich im Verlaufe des Spiels als vorteilhafte Entscheidung herausstellte.
Die ca. 700 mitgereisten Öcher waren bis auf die Haarspitzen motiviert, was sich gleich in den ersten Minuten zeigte. So konnten die elf Alemannen auf dem Rasen gar nicht anders, als Herz, Wille & Leidenschaft auf dem Platz zu lassen. Der bereits aus den letzten Spielen bekannte Einbahnstraßen-Fußball unserer Elf sorgte für reichlich Chancen und Offensivaktionen. Wir stellten abermals unter Beweis, dass daraus in unserem Fall kein Torfestival entsteht. Zwar stellte Ramaj nach toller Flanke von Mause auf 0:1. Die nachfolgenden letzten Pässe und Flanken fanden aber bedauernswert und bekannterweise keine Abnehmer. So kam es mal wieder, wie es kommen musste. 78. Minute – Leroy Sane’s Bruder Kim geht ab wie Schmitz’ Katze und gleicht aus. Scheiße. Wieder gefühlt 1376 mal vors Tor gekommen und wieder nur ein Punkt. Jannis Held zeigte dann aber, was Alemannia Aachen schon immer am besten konnte. Kompliziert statt einfach war mal wieder die Devise, als er sechs Minuten vor Ende, nach zu kurz geratener und nicht genügend geklärter Ecke, aus zwanzig Metern abzog und durch einen Aufsetzer das Ding unhaltbar den Weg in die Maschen fand. So waren die vergebenen Offensivaktionen, die eigentlich eher zum Biss in den Sitz verleiteten, erstmal vergessen. Als Abschiedsgeschenk gab’s vorzeitige rote Duschtickets für zwei unserer Spieler. Ob man beide geben muss, lassen wir mal dahingestellt.

Vor allem nach dem Führungstreffer war der schwarz-gelbe Anhang bereits in Feierlaune und lieferte eine sehr gute Leistung ab. Der große Gästeblock mit Überdachung gab einen Hall hinzu, was den Lautstärkepegel begünstigte. Durch den Ausgleichstreffer wurde zwar leicht nachgelassen, das zwanzig Meter Gerät führte aber zur völligen Extase, welche mal wieder zum Gefühl verleitete, wir hätten gerade den Europapokal gewonnen. Die Atmosphäre war von Dankbarkeit, Wille, Erleichterung und purer Freude gezeichnet, sodass die Haare an Armen und Beinen wie ne Eins in die Höhe ragten.
In Wuppertal konnten wir den entscheidenden Schritt nicht gehen, hier haben wir Verbesserung gezeigt, was die Mannschaft und der Verein im Nachgang in völligem am Rad drehen zu bestätigen wusste.

Die heimische Szene aus Wattenscheid, um die Gruppen “Syndikat” und “Sektion Mischkonsum”, die größtenteils aus der 2017 aufgelösten Gruppe “Szene Wat” entstanden sind, wurde teilweise im Vorfeld dieses “Risikospiels” proaktiv und unverständlicherweise mit Betretungsverboten belegt. Die daraus resultierende knapp zweistellige Mannstärke legte einen, den Umständen entsprechend, respektablen Auftritt hin und war über die gesamte Spielzeit optisch, aber nur in Atempausen unsererseits akustisch wahrzunehmen.

Nächste Woche folgt dann turnusmäßig ein Heimspiel und wer hätte es gedacht. Nach sechs Spielen Freitags oder Sonntags ist Samstag, 14 Uhr der Spieltermin. Lange Geburt.

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