FVM-Pokal Finale: Viktoria Köln – Alemannia Aachen 2:0

Montag, 21.05.2018 17:00 Uhr – Sportpark Nord
Zuschauer: 5.478; Gäste: ca. 4.000

Nachdem wir vergangenen Sonntag die Liga mehr oder weniger erfolgreich zu Ende gebracht hatten, stand für uns mit dem Pokalfinale eine Woche später noch ein lang ersehntes Highlight an. Da der Pokalgegner allerdings Fiktoria Köln hieß, stand uns auch im fünften Spiel dieses Wettbewerbs keine nennenswerte Fanszene gegenüber, was diesen Bumspokal eigentlich endgültig uninteressant gemacht hätte. Eigentlich. Denn ein Sieg dieses Wettbewerbs führt zur Teilnahme am DFB-Pokal. Dazu kommt noch eine Prämie, bei etwas Losglück kommen noch ein ausverkaufter Tivoli und Imagegewinn dazu. Man kann uns also nicht vorwerfen, wir würden übertreiben, wenn wir behaupten, dass dies wohl das wichtigste Spiel der vergangenen fünf Jahre war. Und um der Mannschaft genau das klar zu machen, besuchte eine Abordnung der Aachener Fanszene das Abschlusstraining unserer Jungs. Nach einigen deutlichen Worten am Ende dürfte auch dem letzten Spieler klar gewesen sein, was dieser Pokal für unsere Alemannia bedeutet und was wir von jedem Einzelnen erwarteten.

Den Finaltag selber begannen wir als Gruppe mit einem gemeinsamen Frühstück in einem Café, der optimale Start also. Anschließend ging es per Bus zum gemeinsamen Treffpunkt der Aachener Ultraszene in einer Bonner Disco. Irgendwie hatten die Cops davon wohl Wind bekommen und so wartete schon ein größeres Aufgebot auf uns. Da sie uns aber weitestgehend in Ruhe ließen, konnten wir uns perfekt auf dieses so wichtige Spiel einstimmen. Anschließend ging es per Fußmarsch bei drückender Hitze Richtung Sportpark. Kurz davor bekamen wir noch eine Kostprobe polizeilicher Dummheit. Anscheinend hatte man ihnen ganz genau befohlen, welchen Weg sie zu gehen hatten. Als wir davon aus abkürzungstechnischen Gründen abwichen, liefen sie ganz aufgebracht hinter uns her und versuchten erfolglos (Gästeeingang in Sichtweite 100 Meter vor uns), uns mit Gewalt am Weitergehen zu hindern, da dies nicht der richtige Weg sei. Der „richtige Weg“ hätte uns nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch 30 Meter weiter vorne auskommen lassen. Bei so viel ignoranter Dummheit kann man nur mit dem Kopf schütteln. Deeskalation und so.

Im Block angekommen flaggten wir erstmal standesgemäß an und zählten in der brütenden Hitze die Sekunden bis zum ersehnten Anpfiff. Ist der Stehbereich in Bonn für uns bei Ligaspielen für gewöhnlich zu groß, sah das an diesem Tag ganz anders aus. Insbesondere durch den Aufruf der Ultraszene „Alle in Gelb“, ergaben beide Blöcke ein geschlossen geiles Bild ab. Verfeinert wurde dieses Bild zum Anpfiff durch ein Schwarz/Weiß/Gelbes Fahnenmeer, organisiert durch die Karlsbande. Dazu gab es gleichfarbige Bänder an der Seite und den Spruch „Und du wirst sehen, Aachen in Berlin“, angelehnt an einen Öcher Kurvenhit, am Zaun. Der letzte Feinschliff kam durch reichlich Rauch, ebenfalls in den genannten Farben. Geiler kann man in so ein Spiel eigentlich nicht starten.

Entsprechend motiviert ging der Aachener Anhang in dieses Spiel und knallte in den ersten Minuten eine gute Lautstärke gen Rasen. Das Prädikat angemessen lassen wir für dieses Spiel aber besser in der Schublade. Bei einem Spiel, das von der Bedeutung her in den letzten Jahren seinesgleichen sucht, hätte der Block so explodieren müssen, dass die paar Trottel gegenüber mitsamt ihrer neu gedruckten Fahne aus dem Stadion gepustet worden wären. Dennoch war es insgesamt eine sehr zufriedenstellende Leistung, insbesondere unter Berücksichtigung der unangenehmen Hitze und der Tatsache, dass wir mit großen Massen in den letzten Jahren unsere Probleme hatten. Dank der guten Zusammenarbeit der beiden Vorsänger, die den Block über die volle Distanz gut im Griff hatten, einem gut aufgelegten Ultrahaufen und der richtigen Liedauswahl, passte alles an diesem Tag.

Das Spiel gestaltete sich in den ersten 45 Minuten anders als erwartet, unsere Jungs agierten auf Augenhöhe und hatten sogar nach einer Viertelstunde die große Chance zur Führung. Nichts erinnerte mehr an die Klatsche vor wenigen Wochen. Und so agierte auch der Aachener Anhang, immer wieder konnten wir den gesamten Block mitziehen und hier und da unsere Jungs mit einer brachialen Lautstärke pushen. Auch wenn es zwischendurch auch mal eher leisere Phasen gab, war es auf dem Rasen und abseits davon eine ordentliche erste Halbzeit.

Die zweite Halbzeit begann zunächst da, wo die erste aufgehört hatte. Doch konnte der Aachener Anhang auch in den zweiten 45 Minuten noch annähernd die gleiche Leistung zeigen (ein bisschen Tribut mussten wir der Hitze zollen), konnte man das über die Jungs auf dem Rasen leider nur bedingt sagen. Fiktoria drehte auf und es ergaben sich deutlich mehr brenzlige Situationen im Aachener Strafraum als uns lieb waren. Doch irgendwie schafften es unsere Jungs immer wieder, den Ball wieder raus zu befördern. Aachen wackelte, aber Aachen fiel nicht. Gepusht durch den unermüdlichen Anhang überstand unsere Alemannia diese gesundheitsgefährdende Phase und in der Schlussphase war dieses Finale tatsächliche wieder ausgeglichen. Und dann kam die Chance dieses Spiels. Eine Chance in einer Phase, in der es die Entscheidung hätte sein können. Doch Fejzullahu und anschließend Torunarigha schaffen es in einer Doppelchance in der 82. Minute nicht, den Ball im Kasten unterzubringen. Nachdem der Aachener Anhang den Herzstillstand erfolgreich abgewendet hatte, holte er in den letzten Minuten nochmals alles aus sich heraus. Doch es half nichts, es ging in die Verlängerung.

Die Aachener Anhängerschaft ging nach diesen ersten 90 Minuten deutlich auf dem Zahnfleisch, selbst den sportlichsten unter uns merkte man die Hitze, den Wassermangel, die ersten 90 Minuten und vielleicht auch die ganze Saison deutlich an. Der lautstarken Unterstützung tat dies allerdings keinen Abbruch. Noch besser machten das allerdings unsere Jungs auf dem Rasen. In den ersten 15 Minuten dieser Verlängerung waren sie die bessere Mannschaft und hatten tatsächlich auch die besseren Chancen, einzig etwas Zählbares sprang nicht heraus.

Zum Pausenpfiff zeigte der Aachener Block noch eine Pyroaktion, um noch die letzten Prozent aus unseren Jungs und auch aus uns rauszuholen. Doch es half nichts, nach 107 Minuten beendete irgendein Pimmel von Fiktoria all’ unsere DFB-Pokal Träume. Der Frust war riesig und der Glaube an ein Zurückkommen gering, zu hart waren diese 107 Minuten. Dennoch darf dies keine Ausrede dafür sein, dass sich die Mannschaft anschließend in Folge einer Rudelbildung selbst dezimiert (Rot für Mickels) und ein kleiner Teil der Aachener ihren Frust an den Ordnern und unserem Fanbetreuer(!) auslässt. Nach einer kurzen Unterbrechung und nachdem die Ordner einen Teil des Frusts absorbiert hatten, ging es in die letzten 10 Minuten. Block und Spieler versuchten nochmal alles, doch für eine Wende reichte es nicht mehr. So bleibt trotz einem sehr gelungen Finalauftritt am Ende nur Frust. Frust darüber, dass man so unglücklich gegen einen Haufen Scheiße verliert, der praktisch überhaupt keine Daseinsberechtigung besitzt. Und sich noch weniger die Berechtigung verdient hat, im DFB-Pokal antreten zu dürfen. Warum muss man den dritten Club einer Stadt, ohne Sinn und ohne Fans, so dermaßen finanziell aufpumpen? Wenn ihr Affen höherklassigen Fußball sehen wollt, geht zum FC. Ähnlich sah das wohl der Fußballgott und so fing der Himmel direkt nach Abpfiff für ein paar Minuten an zu weinen.

Auf dem Weg zu unseren Bussen gaben uns die Bullen zum krönenden Abschluss nochmals eine kleine Kostprobe ihres Könnens. Mit Stadtplan bewaffnet eskortierten sie uns zu den Bussen, nur die von der Karlsbande und uns waren nicht dabei. Ein Anruf bei unserem Busfahrer brachte auch nichts, da sie ihn wohl daran hinderten, zu uns zu kommen. Was für ein Tag.

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